Caral, die älteste Siedlungsstätte menschlicher Zivilisation in Amerika

Caral, die älteste Siedlungsstätte menschlicher Zivilisation in Amerika

Caral wurde erst vor ca zwei Jahrzehnten entdeckt, 200km nördlich von Lima, 25km entfernt von der Küste, mitten in der Wüste. Einer Archäologin fielen damals die verschiedenen Hügel auf – und die Forschungsarbeit begann. Die Hügel waren Pyramiden – und man fand noch zahlreiche andere Steinruinen. Unglaublich! Man machte sich auf die Suche nach Keramik oder Werkzeugen aus Metall o.ä., um Caral datieren zu können. Von den bereits anderen gefundenen archäologischen Stätten anderer Kulturen wusste man, dass man anhand von Keramikfunden ziemlich genau die Zeit der Zivilisation feststellen kann. Man suchte und suchte, doch man fand – nichts. Die einzige Schlussfolgerung war: Caral muss älter sein, als bisher angenommen. Viel älter, denn man fand nur Werkzeuge aus Stein. Man fand auch ein paar Statuen, „Quipu“, die Knotenschrift und viel Baumwollsamen und Schilfsäcke. Mithilfe der Radiokohlenstoffmethode wurden diese datiert – auf ca. 5000 Jahre! Kaum zu fassen, Caral ist älter als Ägypten und wird auf 3000-1800 vChr datiert. Somit war Caral neben Mesopotamien, Ägypten und Indien eins der Ursprungszentren der menschlichen Zivilisation.

Wir machen uns auf und fahren über holprige Straßen nach Caral, wo wir dann noch ca. 30 Minuten zu der archäologischen Stätte laufen – um uns herum ist Wüste, Sand, Sanddünen und beige-graue Berge, der Himmel ist bedeckt, aber die Temperatur steigt schon merklich.

Wir überqueren ein ausgetrocknetes Flussbett und können uns kaum vorstellen, dass hier Wasser fließt im Januar/Februar am Ende der Regenzeit. Entlang des Flusses sind viele Felder zu sehen, wir sehen Mais, Zuckerrohr, Passionsfrüchte und ein ganzes Feld voller in der Hitze trocknender Chilischoten, deren Geruch schwer in der Luft hängt.

Hinter der Wüste im Vordergrund ist das trockene Flussbett; dahinter Landwirtschaft

Entlang des Flusses hat die Zivilisation Caral damals mehrere Stätten gebaut, viele sind zu besichtigen. Caral war allerdings die Hauptstatt und erstreckt sich auf 60 Hektar und wurde zum kleinen Teil auch rekonstruiert. Im Kreis sind sechs flache, pyramidenförmige Erhebungen, alles religiöse Zentren für Zeremonien (die größte Pyramide ist 160m lang, 150mbreit und 18m hoch), Monolithen aus Granit befinden sich am Eingang.

Sylvia am Rande Carals

Vor den Pyramiden sind in den Boden eingesenkte Flächen, die an Amphitheater erinnern, und von denen man weiß, dass dort auch zeremonielle Feiern abgehalten wurden. Überhaupt weiß man, dass die Menschen damals viele Feiern abgehalten hatten, dabei wurde reichlich Koka konsumiert und Musik gespielt, man hat viele Flöten aus Knochen usw gefunden. Zwischen den Pyramiden und außerhalb gibt es verschiedene Ruinen von Wohnhäusern.

Teils rekonstruierte Pyramide

Etwas außerhalb befinden sich auch die administrativen Gebäude und eine Art Altar, wo ein ewiges Feuer gebrannt haben soll. Interessant hier ist, dass sie ein unter dem Feuer befindliches Ventilationssystem benutzt hatten (Venturi Effekt), welcher erst im 18. Jahrhundert in Europa entdeckt wurde… Beeindruckend! Archäologische Funde bezeugen, wie ausgeglichen die Ernährung war, und wie ausgeklügelte Bewässerungskanäle den Anbau von u.a. Kürbis, Bohnen und Baumwolle ermöglichten. Man fand außerdem heraus, dass die Menschen in Caral die Baumwohlnetze benutzt hatten zum Wandbau:

Dieses Netz wurde ist original und 5000 Jahre alt. Links davon sieht man, dass das Netz und Holz als Grundgerüst für die Mauern benutzt wurden
Mittig sieht man hier auch nochmal die Konstruktion der Wände. Außerdem haben sie die Wände gelb gemalt (noch etwas zu erkennen)

Und ebendiese Netze wurden in so großer Zahl hergestellt und mit den Fischern getauscht, Netze gegen Fische, Caral wuchs und wuchs. Überhaupt stellten Meeresfrüchte einen wichtigen Bestandteil der Ernährung dar. Bei den Ausgrabungen wurden außerdem Funde von Schnecken und Muscheln gefunden, die im Amazonasgebiet vorkommen, weswegen auf eine ausgeprägte Handelsmetropole geschlossen wird, ebenso wie Gegenstände aus Ecuador und den Anden. Die Einwohnerzahl von Caral wird auf eher gering eingeschätzt, auf ca. 1000. Bisher ist allerdings kein Friedhof gefunden wurden. Was auch nicht gefunden wurde, sind jegliche Indizien für Waffen oder Kriegsgegenstände. Caral hat 1000 Jahre friedlich gelebt! Die Besiedelung endete dann ca 1200vChr, allerdings sind die Gründe dafür nicht bekannt, wobei aber Klimawandel vermutet wird.

Am Strand von Barranca